Es begann in den Wohnzimmern von Künstler:innen, die durch den ersten Lockdown im März 2020 überraschend ihre Tourneen abbrechen mussten und führte zu neuen, kreativen Videokonzepten. Wir haben hier für euch das Coronajahr in 5 Musikvideos.

Was tun musikalisch kreative Menschen, wenn auch sie zu Hause bleiben müssen und keine Konzerte spielen dürfen? Sie produzieren neuen Ohrenschmaus für ihre Fangemeinde. Kein Wunder also, dass das vergangene Jahr mit einigen überraschenden Album-Ankündigungen aufwartete. Zum Glück bleibt neben der Live-Aufführung auch noch das Kontaktbeschränkungs-tauglichere Musikvideoformat zur Präsentation des neuesten Werkes. Anstatt wuseliger Sets mit großem Cast blieben vielen Musiker:innen – zumindest zu Beginn der Pandemie – meist nur die eigenen vier Wände und eine Smartphonekamera. Dass die Reduktion auf das Wesentliche – die Musik – das Sehvergnügen dabei nicht schmälert und welche kreativen Konzepte es sonst noch gab, zeigen wir euch in unserer Listenlust zum Thema kreative Corona-Musikvideos.

Die Ärzte – Ein Lied für jetzt

In Sachen Corona sollte man auf die Ärzte hören. Gut, dass diese sich bereits wenige Tage nach Beginn des ersten Lockdowns mit Ein Lied für Jetzt zurückgemeldet haben und im dazugehörigen Video zeigen, dass man auch über First-World-Klopapier-Probleme singend auf humanitäre Katastrophen, wie die Situation im Mittelmeer und in den Flüchtlingscamps aufmerksam machen kann. Spätestens beim beerdigen des Corona-Biers wird klar, dass wir es an dieser Stelle mit einem Song der ersten Lockdown-Phase zu tun haben, als ausverkaufte Hygieneartikel und Getreideprodukte noch das größte Problem der Pandemie darstellten.

Danger Dan – Lauf davon

Über Nudeln und Klopapier sang auch Danger Dan ganz zu Beginn der Kontaktbeschränkungen mit selbst aufgestellter Kamera am Klavier. Aus dem Klavier wurde im Video zu Lauf davon ein hochglanz Flügel, mehr als eine Kameraperspektive gibt es auch, doch mehr als das braucht der stimmungsvolle Aufruf zum Ausbrechen aus dem eigenen vorgeschriebenen Lebensplan nicht. „Hast du dir deinen Alltag oder hat dich dein Alltag gemacht?“, fragt Danger Dan, der im Video in eine „Steinway & Sons“-Filiale einbricht. Ganz Corona-konform übernimmt die Rolle des Security Mitarbeiters ein Familienangehöriger – Bruder und Band-Kollege Panik Panzer.

Mädness feat. Mine – Boot

Man nehme ein Glas Wasser und versuche es auf dem Kopf zu balancieren – beim puzzeln, Playsi zocken oder in der Wanne liegen, alles was man derzeit in seiner Freizeit halt so tut. Was nach einem guten Tipp gegen Lockdown-Langeweile klingt, dient im neuen Mädness Video Boot als Metapher für den Balanceakt, eine Liebesbeziehung zu führen. Der Rapper und Feature-Partnerin Mine manövrieren sich so in wunderschön cineastischen Bildern durch den Alltag – stets mit einem vollen Glas Wasser auf dem Kopf, mal tanzend mal Scherben zusammenfegend.

Fatoni & Edgar Wasser – Realität

Das reale Leben hat jede Form der Satire längst ein- wenn nicht gar überholt. Passend zu dieser Message der Single Realität von Fatoni und Edgar Wasser, besteht das Video zu weiten Teilen aus Echtaufnahmen. Das Leben schreibt schließlich die schlimmsten Geschichten: Polizeigewalt, Querdenker, Waldbrände, verwesende Elefanten und Klimawandel-leugnende Politiker. „Wie soll man aus etwas Satire machen, was schon Realsatire ist?“, fragt Fatoni und kann sich das vergangene Jahr nur als South-Park-Folge erklären. So sieht dann auch der Rest des Videos aus: schrill bunt animiert, ganz so wie in der amerikanischen Serie rund um Cartman, Kenny und Co.

Nura – On Fleek

Bunt geht es auch bei Rapperin Nura zu. Sie rief ihre Community in einer TikTok-Challenge dazu auf an ihrem Musikvideo zur Single On Fleek teilzuhaben. Auf den Beat von den Drunken Masters schminken, tanzen und lip syncen sich ihre Fans durchs Video und motivieren dabei vielleicht den:die eine:n oder andere:n mal wieder ins Party-Outfit zu schlüpfen. Wir beenden unsere Liste mit dieser bunten Body-positivity-Badezimmer-Hymne für eine kurze Ausflucht aus der Lockdown-Tristesse.