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Wer hat Angst vorm Feminismus?

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Wo begegnet uns heutzutage Feminismus? Hilkje Hänel erklärt in Wer hat Angst vorm Feminismus – Warum Frauen, die nichts fordern, nichts bekommen, warum Feminismus auch nach #Metoo nicht als ‚erledigt‘ von der gesellschaftlichen To Do-Liste gestrichen werden darf.

I got the eye of the tiger, a fighter

Dancing through the fire

‘Cause I am a champion, and you’re gonna hear me roar

Roar, Katy Perry

Viele denken bei dem Wort „Feminismus“ an unrasierte Beine oder Männerhass. Für mich ist das nicht die Bedeutung von Feminismus. Er ist meiner Meinung nach so viel mehr. Es geht nicht darum, dass Frauen besser sein wollen als Männer. Feminismus hat zum Ziel, dass alle, Männer und Frauen, gleich anerkannt und behandelt werden. Warum wird häusliche Gewalt gesellschaftlich immer noch als Privatsache angesehen? Warum wagen sich viele Frauen bei Dunkelheit nicht in Parks? Warum werden Frauen als ‚Schlampen‘ tituliert, wenn sie kurz geschnittene Kleidung tragen oder mehrere Sexpartner:innen haben während Männer für dasselbe Verhalten gefeiert werden? Weil mindestens ein Mann immer denkt, dass er die Superiorposition innehat und im Recht ist. Diese Denkweisen aufzulösen – darum geht’s beim Feminismus.

Die Autorin und Philosophin Hilkje Hänel gibt unter anderem einen kurzen Überblick über feministische Strömungen und bekannte Vertreterinnen wie Clara Zetkin, Hedwig Dohm oder Simone de Beauvoir. Neben ihrem ausführlichen Quellenverzeichnis verfasst sie ein Glossar, in dem sie Begrifflichkeiten voneinander abgrenzt. Hänel sieht es als Aufgabe der Frauen, für ihre Rechte zu kämpfen. Wenn diese nur still rumsäßen, dürften sie sich über mangelnden Fortschritt nicht beschweren. Ihr Werk orientiert sich dabei an dem Motto:

„Wir müssen nicht lernen, anders zu sein, sondern die Welt ganz anders denken und von unseren Privilegien abrücken.“

Feminismus in Liebe und Beziehung? Oh, yes!

Guter Sex ist (für heterosexuelle Frauen) nicht daran ablesbar, ob der Akt dem Mann gefällt und er zum Orgasmus kommt. Von gutem Sex haben beide etwas, nämlich vor allem eine Menge Spaß. In einer Beziehung sollte noch das Gefühl der Geborgenheit hinzukommen. In jedem Fall hat Sex aber etwas mit Respekt zu tun. Das bedeutet, dass gegenseitig auf die Wünsche und das Wohlbefinden von Mann UND Frau eingegangen wird. Vielen Frauen fällt das immer noch schwer, da sie von ihrem Partner nicht die verdiente Anerkennung bekommen oder oftmals auch selbst nicht den Mut haben, zu äußern, was ihnen gefällt oder nicht. Nicht ganz unschuldig ist dabei die gesellschaftlich verankerte Vorstellung, Lust als unweiblich zu verstehen und Frauen ihre Lust abzuerkennen. Schluss damit! Sex soll auch so sein, wie ihn sich die Frau vorstellt, nicht wie sie ihn sich aus männlicher Sicht vorzustellen hat.

Warum das Konstrukt ‚Familie‘ dem Feminismus entgegenwirkt

Warum Hilkje Hänel das Konstrukt der traditionellen Familie und die Erziehung der Kinder im Zusammenhang mit Feminismus zurecht als kritisch betrachtet, wird an einer Situation deutlich, von der mir eine Kollegin neulich erzählt hat. Ihre Kinder saßen am Küchentisch, als ihr sechsjähriger Sohn sie darauf aufmerksam machte, dass dort noch Krümel lägen und sie diese wegmachen müsse. Die ersten Fragen, die sich im Kopf meiner Kollegin stellten, waren: Warum spricht mein Sohn mich darauf an? Warum sieht er mich als den Elternteil an, der für den Haushalt zuständig ist, und nicht seinen Vater? Wir leben zwar im 21. Jahrhundert, aber in Wahrheit schwebt in vielen Köpfen noch das traditionelle Geschlechterrollenbild umher. Natürlich ist dem Sohn meiner Kollegin kein Vorwurf zu machen – er ist schließlich erst sechs Jahre alt. Man könnte sich auch fragen, ob die Verwunderung meiner Kollegin übertrieben ist. Schließlich ging es nur um ein paar Krümel, eine Lappalie wegen der man keinen großen Aufstand machen sollte. Aber ist es das wirklich, eine Lappalie? Nein! Denn diese Situation sollten wir als Beispiel dafür nehmen, wo die Schwachstellen in unserer Gesellschaft liegen. Bereits kleinen Kindern wird auch heute noch vorgelebt, dass die Mutter für die häuslichen Tätigkeiten zuständig ist. Zusätzlich wird der Vater zu demjenigen, der das Geld nach Hause bringt. Auch wenn in Wahrheit beide Elternteile berufstätig sind. Feminismus ist deshalb auch in der Familie wichtig. Kinder greifen die spezifischen Verhaltensweisen für Rollenbilder nur auf, wenn die Eltern nach diesen alten Mustern agieren und sich auf diese Weise nicht als ‚gleich‘ präsentieren. Das bringt Konsequenzen mit sich, denn die Kinder verinnerlichen diese Rollenbilder und haben Schwierigkeiten, vielfältige Familien- und Beziehungsmodelle zu akzeptieren. Wichtig ist, dass sich auch an dieser Stelle Mann und Frau mit Respekt begegnen. Hilkje Hänel plädiert deshalb dafür, in romantischen Beziehungen klare Zielvorstellungen zu äußern und gemeinsam Vereinbarungen zu treffen.

Feminismus ist für alle Frauen da

Große Aufmerksamkeit widmet Hilkje Hänel vor allem den weiblichen Minderheiten, die sonst schnell mal in Vergessenheit geraten: Sie untersucht die Mehrfachdiskriminierung von Women of Color oder trans Frauen. Auch diverse und als weiblich gelesene Personen berücksichtigt sie in ihrem Werk. Hänel merkt an, dass gerade diese Gruppen von der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern entfernt sind. Das liegt daran, dass es diesbezüglich keinen einheitlichen Konsens gibt. Die Diskussionen sind vielseitig. Bevor die Gesellschaft an Feminismus denkt, stehen andere Probleme im Vordergrund. Hilkje Hänel befürwortet, dass die Selbstidentifikation mit dem weiblichen Geschlecht ausreicht, um eine Frau zu sein. Biologische Geschlechtsmerkmale sind nicht entscheidend.

„Es muss darum gehen, die Frauen im Schatten sichtbar zu machen.“

Feminismus ist gerade an dieser Stelle enorm wichtig. Marginalisierte Frauen müssen mehr zur Priorität gemacht werden. Nur weil trans oder homosexuelle Frauen die Muster der sozial verankerten Heteronormativität durchbrechen, sind sie nicht weniger wert. Im Gegenteil: Wir können von ihnen viel über Identität und Liebe lernen. Es ist die Aufgabe der Wissenschaft, ihre Schicksale zu unterstreichen und den weiblichen Minderheiten ein Sprachrohr zu geben. Es ist die Aufgabe des Umfeldes, die Identität der Frauen zu akzeptieren und sie zu unterstützen. Und es ist die Aufgabe der Frauen, sich nicht zu verstecken, sondern ihre Wünsche zu äußern.

FIGHT FOR YOUR RIGHTS, GIRLS!

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