aufgeschrieben, Literatur

Kriegsmetaphern im alltäglichen Sprachgebrauch

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Krieg ist nie etwas Gutes. Es geht darum, die eigenen Interessen mit Gewalt in einem Konflikt durchzusetzen. Verletzung, Leid und Tod vieler Menschen werden dafür in Kauf genommen. Das beweist auch der jetzige Krieg in der Ukraine. Wie sehr unsere Alltagssprache dennoch von Kriegsmetaphern geprägt ist, zeigt dieser Beitrag.

Wo man sich auch umschaut in der Welt der Sprachen – viele von ihnen weisen kriegerische Worte und sogar ganze bewaffnete Redensarten auf. Das Englische, Französische, Spanische oder Chinesische stehen sich in dieser Hinsicht nichts nach. Auch in anderen Ländern wie Ghana oder den arabischen Nationen gehören militärische Ausdrücke ganz selbstverständlich zum alltäglichen Sprachgebrauch dazu. Aber woran liegt das eigentlich? Denn wie wir wissen, gehen mit dem Wort „Krieg“ ausschließlich negative Konnotationen einher.

Militärische Sprache in der Geschichte

Bereits in der Mythologie der Griechen und Römer tauchen militärische Redensarten auf. Das trojanische Pferd ist eine der bekanntesten und beweist, dass Kriegsausdrücke teilweise mehrere tausend Jahre alt sind. Dasselbe gilt für die Bibel. In den ersten beiden Büchern des Alten Testaments ist Krieg eines der zentralsten Themen. Der Ausdruck „David gegen Goliath“ wird beispielsweise heute noch gerne verwendet. Er bezeichnet einen Kampf zwischen zwei ungleichen Parteien, den der scheinbar Unterlegene gewinnt. Die großen Auseinandersetzungen wie der Dreißigjährige Krieg, die zahlreichen Unruhen um 1800 sowie der deutsch-französische Krieg haben die Sprache ebenfalls geprägt. Und nicht zuletzt haben der Erste und der Zweite Weltkrieg unseren militärischen Wortschatz erweitert.

Der Einfluss der Kriege war so groß, dass die Menschen die militärischen Ausdrücke übernahmen. Viele waren vom Krieg betroffen: Männer wurden eingezogen und erlernten die Sprache des Militärs. Außerdem zogen die Truppen über das Land und brachten auf diese Weise militärische Redensarten unter das Volk.

Einfluss der Literatur

Durch die Literatur wurden kriegerische Ausdrücke weiter verbreitet. In der englischen Literatur sind es die Shakespeare-Dramen, die mit Kriegsmetaphern aufwarten und den Werken ihre Kraft verleihen. Aber auch die deutsche Literatur kann da sehr gut mithalten: Neben Schiller mit seiner „Jungfrau von Orleans“ sticht vor allem Goethe mit seinen Werken hervor. So thematisiert der „Simplicissimus“ aus dem 17. Jahrhundert den Lebensweg eines Offiziers, der im Dreißigjährigen Krieg von Soldaten verschleppt wird. Nur logisch, dass da Kriegssprache nicht ausbleibt. Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ ist inhaltlich ebenfalls prädestiniert dafür, die Leserschaft an militärische Ausdrücke heranzuführen. Und in „Faust“, dem wohl bekanntesten Werk des Schriftstellers und der deutschen Literatur, lassen sich ebenfalls Kriegsmetaphern entdecken.

Beispiele für Kriegsmetaphern

Und diese Kriegsmetaphern finden sich in der deutschen Alltagssprache wieder:

  • die Flinte ins Korn werfen
  • an vorderster Front kämpfen
  • sein Pulver verschießen
  • etwas im Schilde führen
  • unter dem Radar fliegen
  • in die Schlacht ziehen
  • schwere Geschütze auffahren
  • im Eifer des Gefechts
  • sich aus dem Staub machen
  • eine starke Truppe sein
  • etw. sieht wie auf einem Schlachtfeld aus
  • aus der Schusslinie gehen
  • von der Pike auf
  • 08/15

Ebenfalls gebräuchlich ist der Ausdruck „Alter Schwede“. Auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht vermutet, handelt es sich auch hierbei um einen militärischen Ausdruck. Er entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg, als schwedische Veteranen nicht zurück nach Schweden gingen, sondern Ausbilder der preußischen Armee wurden. Da die Veteranen besser ausgebildet waren und nicht nur deswegen auch sehr geschätzt wurden, nannte man sie „alte Schweden“.

Im Beruf besonders beliebt

Militärische Ausdrücke können wir insbesondere im beruflichen Alltag entdecken. Viele der eben genannten Metaphern werden verwendet, um das Besondere an einer Situation zu signalisieren. So wird damit vermittelt, dass etwas besonders dringlich oder wichtig ist. Gleichzeitig ist der berufliche Alltag häufig von einem Konkurrenzdenken geprägt. Und wenn man sich nicht mit Kolleg:innen in einem Wettbewerb befindet, dann auf jeden Fall mit Unternehmen gleichen Schwerpunkts. Das führt dazu, dass viele Kriegsmetaphern weiterhin in unserer Alltagssprache Verwendung finden.

Ein bisschen nachdenken

Viele der Redensarten benutzen wir ganz natürlich, ohne groß über ihren Hintergrund nachzudenken. Sie sind fester Bestandteil unserer Alltagssprache. Es ist daher nicht verwunderlich, dass wir dies auch zu einer Zeit tun, in der in einem europäischen Land Krieg herrscht und täglich Menschen sterben. Dennoch sollten wir uns bewusst machen, wie solche Ereignisse uns prägen – nicht nur unsere Wirtschaft, unsere Politik, unser gesellschaftliches Miteinander, sondern auch unsere Sprache.

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