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Sommerkokolores #8: Der Fremde

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In unserem Special stellen wir euch Bücher, Musik, Spiele, Filme und Serien vor, mit denen wir uns im Sommer am liebsten die Zeit vertreiben. Dieses Mal widmet sich unser Redakteur Jannick Albert Camusʼ Roman Der Fremde, der ihn fürs Leben prägte. Eine Sommerlektüre der anderen Art.

Sommer bedeutet für die meisten Menschen Wohlfühlatmosphäre, Strand, Baden und Lebensfreude. Doch der Sommer mitsamt seiner gnadenlosen Hitze kann auch brutal und tödlich sein. So auch in Albert Camusʼ 1942 erschienenem Roman Der Fremde, der als eines der wichtigsten Bücher des Existenzialismus gilt.

Gleich zu Beginn berichtet der in Algerien lebende Protagonist Meurseult, dass seine Mutter gestorben ist und er sich auf den Weg zu ihrer Beerdigung machen muss. Weder sind Trauer noch andere emotionale Regungen bei ihm zu erkennen. Wir tauchen ein in die Gedanken- und Lebenswelt eines Menschen, der gleichgültig sein Dasein fristet. Sprachlich brilliert Camus mit prägnant gehaltenen Sätzen und eindrücklichen Beobachtungen, denen eine eigenartige und tiefschürfende Poetik innewohnt.

Der Handelsangestellte Meurseult lebt in den Tag hinein und scheint seinem Leben gleichgültig gegenüberzustehen. Im Verlaufe des Romans freundet er sich mit seinem Nachbarn Raymond an, der seine ehemalige Geliebte körperlich missbraucht und schwer demütigt. Bei einem Strandspaziergang begegnen Raymond und Meurseult deren Bruder und einem seiner Freunde. Es kommt zu einer Schlägerei, woraufhin sich die beiden zum Strandhaus eines Freundes schleppen. Aus unerfindlichen Gründen und trotz der glühenden Mittagssonne macht sich Meurseult allein auf zu einem erneuten Strandspaziergang, in dessen Verlauf er einem der Männer begegnet. Als dieser sein Messer zückt, gleichwohl liegenbleibend, erschießt Meurseult den Mann mit einem von Raymond zuvor geliehenen Revolver und gibt in einem Moment der geistigen Abwesenheit, vielleicht aufgrund der stundenlang knallenden Sonne, weitere vier Schüsse auf den regungslosen Körper ab.

Die darauffolgende Anklage: kaltblütiger Mord.

Im Rahmen der Gerichtsverhandlung werden Meurseults persönliche Lebensverhältnisse aufgerollt und ihm negativ ausgelegt. Seine Anteilslosigkeit bei der Beerdigung seiner Mutter, seine Pietätlosigkeit aufgrund des Beginns einer Affäre mit seiner späteren Verlobten Marie und seine Gottlosigkeit führen letztlich zur Verurteilung zum Tode. Erst im Gefängnistrakt, beim Erwarten seiner Hinrichtung, reflektiert Meurseult über sein bisheriges Leben und stellt fest, dass er glücklich gewesen war.

Ich selbst las den Roman auf die Empfehlung eines Freundes hin, als ich sechzehn Jahre alt war, und diskutierte nach der Lektüre mit ihm über die Absurdität des Daseins, was an sich schon absurd ist. Was für mich bleiben sollte, ist eine tiefe Verbundenheit zu Camusʼ literarischen Werken, die mich in einen merkwürdigen Einklang mit der Welt gebracht haben. Zu realisieren, wie kostbar das Leben ist, und es daher gilt, jeden Moment zu genießen, ist wohl meine wichtigste Erkenntnis, die ich maßgeblich dem Roman Der Fremde verdanke.

Albert Camus

Der Fremde

Rowohlt Verlag

ISBN: 3499221896

10 Euro

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