Audio, zugehört

Der Deutsche Podcast Preis 2021

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Eine 200-köpfige Jury, 950 Einreichungen und 8 Kategorien. Die Podcastszene hierzulande ist riesig. Der Deutsche Podcast Preis 2021 verschafft einen Überblick über angesagte und hörenswerte Audioinhalte.

Am Mittwochabend wurde der Deutsche Podcast Preis zum zweiten Mal verliehen. In acht Kategorien kürte das Moderator:innen-Duo Ariana Baborie und Martin Tietjen Deutschlands beste Podcaster:innen. Anstelle einer Festsaal-Verleihung mussten pandemiebedingt, wie bereits letztes Jahr, die Preise per Videolivestream überreicht werden. Nachhören kann man die Award-Vergabe natürlich auch im Podcastformat (hier).

„Reden ist silber und silber das neue Gold“

Der Claim des Preises verdeutlicht die Entwicklung und den Status eines der beliebtesten Unterhaltungsmedienformate. Die Podcastbranche hierzulande wächst und gedeiht kontinuierlich. Seit 2017 ist das Audioangebot der Podratings-Studie von Goldmedia zufolge mehr als nur ein Liebhaber-Nischenprodukt. Rund 10 Millionen Deutsche hören im Erhebungsjahr 2020 Podcasts aktiv, die meisten von ihnen bis zu 3 Stunden in der Woche. Sowohl die Dauer als auch die Nutzer:innenanzahl dürfte sich durch Corona im letzten Jahr noch einmal deutlich gesteigert haben. Kein Wunder bei immer neuen Zuhör-Angeboten. Wie viele Menschen im Lockdown auf die Idee gekommen sind, ihre Gespräche mit dem besten Kumpel oder der wissenshungrigen Kollegin aufzuzeichnen und als Podcast zur Verfügung zu stellen, ist schwer zu beziffern. Doch schon der Jahresrückblick der meistgenutzten Podcast-Plattform Spotify lässt selbst den aktivsten Intensivhörer demütig vor seinem Endgerät zurück: auf dem deutschsprachigen Markt wuchs das Angebot auf über 40.000 Formate. Weltweit verdreifachte sich die Anzahl innerhalb eines Jahres auf 1,9 Millionen Podcast. Und das sind wohlgemerkt nur die Ergebnisse eines einzelnen Branchenriesen. All diese Zahlen machen deutlich, dass der Podcast zu einem ernstzunehmenden Kulturangebot avanciert ist.

Ein Preis muss her

Aufgrund der Verkennung und stiefmütterlichen Behandlung von Podcasts bei den großen Audio-Preisen rief der Podcastverein einen genreeigene Podcast Preis ins Leben und schaffte damit eine gebührende Plattform für die Szene. Die bunte Community schlug hier gleichermaßen Nominierte vor und stimmte ab. Mit dem wachsenden Markt verstärkte sich jedoch auch das Interesse an einer Professionalisierung des Preises und so stiegen die großen Medienkonzerne als Partner mit ein. Aus der Publikumsabstimmung wurde eine 200-köpfige Crowd-Jury (mit Ausnahme des Publikumspreises, der weiterhin von den Hörer:innen gewählt wird), die das Vergnügen oder eben die Qual hat, sich durch 950 eingereichte Podcastsnippets zu hören. Wer genau die Jury bildet, ist unbekannt, was genauso zu Kritik führt, wie die Tatsache, dass mittels eines Punkteverfahren bewertet wird anstelle des Austauschs mit anschließender Jury-Begründung. Dies wird jedoch der schieren Masse der Einreichungen geschuldet sein. Sich für den Preis vorschlagen kann nämlich jede:r vom kleinen, privaten Laberpodcast bis hin zu bereits etablierten Top-Produktionen. Das klingt fair und wird der breiten, diversen Szene gerecht, spiegelt sich jedoch – erwartbar – nicht in den Shortlists und Preisträger:innen wieder. Auch dieses Jahr stehen hinter vier der acht verliehenen Preise die Audioplattformen Spotify und Audio Now. Zwei weitere gingen an den WDR sowie Zeit. Erfreulich ist, dass neben dem neu eingeführten Independent-Preis auch in der Kategorie Bestes Talk-Team mit den DRINNIES Giulia Becker und Chris Sommer Konzern-unabhängige Podcaster:innen gewonnen haben.

 And the winner is…

Der Deutsche Podcast Preis soll nach eigenen Angaben „dem Podcast-Genre einen Rahmen [geben], der die Themenvielfalt der unterschiedlichen Angebote widerspiegelt und für noch mehr Hörer*innen und Medien sichtbar macht.“ Über Sichtbarkeit und Hörer:innenwachstum muss man sich in Zukunft wohl keine Gedanken machen. Auch die in den Shortlists abgebildete Themenvielfalt überzeugt: Comedy, True Crime, Information – der Deutschen liebste Genres halt. Und während die Stars der Szene, wie so oft bei deutschen Preisverleihungen, durch virtuelle Abwesenheit glänzten, brachte die Gewinnerin in der Kategorie Beste Journalistische Leistung, Margot Overath, die Chancen einer professionellen Auszeichnung auf den Punkt: „Ich hoffe, dass dieser Preis das Thema nochmal richtig nach vorne bringen kann.“ Das Thema ist in ihrem Fall der Tod Oury Jallohs auf dem Polizeirevier Dessau, der auch 16 Jahre später noch immer nicht restlos aufgeklärt ist. Ebenso zeugen die Siegerpodcasts der Kategorien Beste Produktion Trauma Loveparade – 10 Jahre nach der Katastrophe, Beste*r Newcomer*in 1,5 Grad – der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer sowie der Beste Independent Podcast Unter freiem Himmel – Obdachlos in Berlin vom hohen politischen Potential und Informationsreichtum der deutschen Podcastlandschaft. Der beliebte und zurecht auch preiswürdige Unterhaltungspodcast hat noch lange nicht ausgedient und doch ist es richtig und wichtig, dass auch Podcasts jenseits der Top-Ten Chartlisten durch den Deutschen Podcast Preis die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen.

Die Kategorien und Gewinner:innen auf einen Blick:

  • Beste*r Newcomer*in: 1,5 Grad – der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer
  • Bestes Skript / Beste*r Auto*in: 11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß
  • Bester*r Interviewer*in: Alles gesagt?
  • Bestes Talk-Team: DRINNIES
  • Beste Produktion: Trauma Loveparade – 10 Jahre nach der Katastrophe
  • Beste Journalistische Leistung: Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau
  • Bester Independent Podcast: Unter freiem Himmel – Obdachlos in Berlin
  • Publikumspreis / Beste Unterhaltung: Gemischtes Hack
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