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Ein Ort für bewahrenswerte Fotografie

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Ein Bundesinstitut für Fotografie soll sich bald die Erhaltung des fotografischen Erbes zur Aufgabe machen. Der Standort steht fest: Zeche Zollverein, die beliebte Essener Fotokulisse und kultureller Knotenpunkt der Stadt. Jetzt stellt sich die Frage, welche Fotografien das Institut bewahren wird.

Klinkerfassaden, mächtige Schornsteine und das rote Fördergerüst über Schacht 12 – eindrucksvoll erstreckt sich das Weltkulturerbe Zeche Zollverein am Rand von Essen. Die Gebäude, die früher das Steinkohlebergwerk beherbergten, sind heute gefüllt mit kulturellem Leben. Museen, die Folkwang Universität der Künste sowie Musik- und Kulturevents finden hier ihren Platz. Nun entsteht eine weitere kulturelle Einrichtung auf dem Gelände von Zeche Zollverein: Das Bundesinstitut für Fotografie.

Bereits im Juli 2019 hatte Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, die Planung eines Konzepts für das Institut in Auftrag gegeben. Im November des gleichen Jahres sagte der Bundestag eine Unterstützung in Höhe von 41,5 Millionen Euro für das Projekt zu. Anfangs mit Standort in Düsseldorf geplant, sprach sich eine Machbarkeitsstudie im März 2021 für die Realisierung des Instituts in Essen aus. Ausschlaggebend war dabei vor allem der ausreichende Platz, den das vorgeschlagene Grundstück in Essen bietet. In Düsseldorf hätte das Institut auf zwei Standorte verteilt werden müssen. Zwar soll das Institut laut Studie erst 2027 fertiggestellt werden, doch schon jetzt beschäftigt die Fotografiewelt die Frage danach, welche Werke eine solche Einrichtung sammeln soll. 

Was darf rein in das neue fotografische Archiv?

Das Bundesinstitut für Fotografie wird kein Museum. Stattdessen soll hier die wissenschaftliche und archivarische Auseinandersetzung mit den Fotografien im Vordergrund stehen. Dazu sollen sowohl bemerkenswerte Nachlässe als auch hervorstechende Werksbestände noch lebender Fotograf:innen gesammelt werden. Doch bei der Flut der Bilder, die uns im digitalen Zeitalter geradezu überschwemmt, drängt sich die Frage auf, welche Bilder als repräsentativ für die deutsche Fotolandschaft und damit als bewahrenswert gelten. 

Im Deutschlandfunk Kultur stellte sich der Fotograf Thomas Struth genau dieser Frage. Während sein Fotografenkollege Wolfgang Tillmans sich beispielsweise für die Einbeziehung von Alltags-, Hochzeits- und Polizeifotografie im Archiv ausgesprochen hatte, hält Struth einen solchen Umfang für unrealistisch: Das Institut sei als Einrichtung mit rund 70 Mitarbeiter:innen geplant und somit mehr als einer exemplarischen Berücksichtigung dieser Gattungen nicht gewachsen. Er schlägt vor, dass Entscheidungen über aufzunehmende Bestände von einer Gruppe von Kurator:innen getroffen werden können, die sich an Kriterien wie einer Allgemeingültigkeit der Werke, ihrem Bezug zum Zeitgeschehen und ihrer ästhetischen Aussage orientiert. 

Kritiker:innen des Konzepts geben zu bedenken, dass Fotografie mehr als eine Kunstform und die Repräsentation ihrer kulturellen Bedeutung in einem Bundesinstitut unverzichtbar sei. Damit öffnet sich Raum für eine Debatte, die im digitalen Zeitalter unvermeidbar geworden ist: Welche unserer zahlreichen Fotos werden auch in Zukunft noch von Bedeutung sein? Das Bundesinstitut für Fotografie wird sich nicht nur mit dieser Frage beschäftigen müssen, sondern mit seiner Bilderauswahl umgekehrt auch Einfluss darauf nehmen, welche Bilder im kollektiven Gedächtnis erhalten bleiben.

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