Film, reingezogen

Südkoreanische Filmperlen

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Vor allem durch Emotionalität, Plot Twists, Spannung, Brutalität und einer traumhaften Ästhetik zeichnet sich der charasmatische Filmkosmos‘ Südkoreas aus. Der empfehlenswerte und vierfach Oscar-prämierte Film Parasite (2019) von Bong Joon-Ho und jüngst Squid Game (2021), die erfolgreichste Netflix-Serie bis dato, eröffneten für viele das südkoreanische Kino. Unser Redakteur Jannick möchte euch daher Filmperlen aus Südkorea ans Herz legen und hat am Ende des Beitrags als Bonus noch weitere Titel aufgelistet, falls ihr euch an der südkoreanischen Filmkunst nicht mehr satt sehen könnt.

Oldboy (2003)

Oldboy, der zweite Teil von Park Chan-Wooks Rache-Trilogie, zu der auch noch Sympathy for Mr. Vengeance (2002) und Lady Vengeance (2005) gehören, ist einer dieser Filme, bei denen ich mir wünsche, dass ich ihn noch einmal zum ersten Mal sehen könnte. Der Protagonist und Familienvater Oh Dae-Su (Choi Min-sik) wird eines Tages entführt und über 15 Jahre gefangen gehalten. Ihm gelingt schließlich die Flucht und er strebt fortan danach, sich an seinem Peiniger zu rächen. Die Bilder des Films sind explizit brutal und die Plot Twists und Reveals derart mindblowing, dass ich nach dem ersten Schauen emotional ausgelaugt zurückblieb. Oldboy fragt: Kann Rache uns Genugtuung verschaffen oder führt sie nur zu unnötigem Leid? Global dient Rache als das treibende Motiv von Fiktion, was man beispielsweise an den unzähligen erfolgreichen Rachethrillern der letzten Jahre erkennen kann. Ich würde sogar die Behauptung aufstellen, dass wir in einem rachsüchtigen Zeitalter leben, nur dass wir unsere Gelüste in der vermeintlich zivilisierten Welt nicht ausleben, sondern in Bücher und Filme verbannen. In Oldboy werden sie ausgelebt, und oh boy, was ein Erlebnis!

A Taxi Driver (2017)

Das Drama A Taxi Driver von Jang Hoon beruht auf wahren Begebenheiten und stellt den deutschen Auslandskorrespondenten Jürgen Hinzpeter (Thomas Kretschmann) ins Zentrum. Im Mai 1980 reist jener unter falscher Identität in das repressiv geführte Südkorea, um von den Menschenrechtsverletzungen gegen pro-demokratisch eingestellte Studierende und Demonstrant:innen in der Stadt Gwangju zu berichten. Da das südkoreanische Militär beinahe alle Zugangswege abgesperrt hat, gelingt es Hinzpeter und seinem Taxifahrer Kim (Song Kang-ho) nur mit größter Mühe sich in die Stadt einzuschleusen. Beide werden vor Ort Zeuge, wie die Armee skrupellos die Zivilbevölkerung massakriert und geraten dabei zunehmend selbst ins Visier. Die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Journalist und Taxifahrer sowie die Charakterentwicklung der beiden sind inszenatorisch meisterhaft geglückt. A Taxi Driver ist ein äußerst beeindruckender Film, in dem die deutsche und südkoreanische Geschichte miteinander verschmelzen. Umso sonderbarer erscheint es mir, dass er hierzulande derart wenig Aufmerksamkeit erfuhr. Meines Erachtens nach eines der berührendsten Dramen, das niemanden kalt lassen sollte. Jang Hoon zeigt eine märchenhaft anmutende und zutiefst erschütternde Geschichte, die erzählt werden musste und ihm zum Glück derart mitreißend gelang.

I’m a Cyborg, But That’s OK (2006)

Park Chan-Wook erzählt in I’m a Cyborg, But That’s OK eine Liebesgeschichte der besonderen Art: Cha Young-goon (Im Soo-jung) ist der festen Überzeugung, dass sie ein Cyborg sei und wird infolgedessen in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht. Ebenfalls dort untergebracht ist Park Il-sun (Jung Ji-hoon), der glaubt, dass er ein Meisterdieb sei, der sich unsichtbar machen könne. Beide nähern sich im Verlaufe des Films in skurriler und zärtlicher Weise an und erleben in ihrer Vorstellungskraft gemeinsam märchenhafte und actionreiche Abenteuer. Die empathische und überdrehte Inszenierung macht I’m a Cyborg, But That’s OK zu einem einprägsamen Erlebnis und zu einem meiner Lieblingsfilme. Ich muss dazu sagen, dass Parks Farbgestaltungen immer umwerfend bezaubernd sind, aber hier besonders zur Geltung kommen. Ein Augenschmaus, wenngleich der oftmals im Film thematisierte Rettich wenig appetitlich anmutet.

Mother (2009)

Yoon Do-joon (Won Bin) lebt mit seiner Mutter (Kim Hye-ja) zusammen, die ihre Aufmerksamkeit krampfhaft auf ihren Sohn fixiert, da er eine nicht näher spezifizierte Form einer geistigen Behinderung aufweist. Nach einer durchzechten Nacht trifft Do-joon auf die Schülerin Moon Ah-jung (Moon Hee-ra), die am nächsten Tag ermordet aufgefunden wird. Do-joon wird als Täter gehandelt und wird wegen Mordes an Ah-jung inhaftiert. Von der Polizei im Stich gelassen, ermittelt seine Mutter auf eigene Faust und kämpft mit allen Mitteln, um die Unschuld ihres Sohnes zu beweisen. Dabei überschreitet sie jegliche Grenzen und verliert sich immer mehr in der Suche nach dem wahren Täter. Ruhig und gleichsam fesselnd erzählt Bong Joon-Ho in Mother die überbordende Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, die gefühlt zwangsläufig auf eine Tragödie zusteuern musste. Wer glaubt, der Regisseur habe mit Parasite seinen einzigen großen inszenatorischen Wurf gemacht, wird hier eines Besseren belehrt.

The Handmaiden (2016)

Noch ein weiterer Film des Regisseurs Park Chan-Wook, der meiner bescheidenen Meinung nach einer der besten Thriller ist, der je inszeniert worden ist: The Handmaiden (Dt.: Die Taschendiebin). Die Handlung des Films ist in den 1930er-Jahren angesiedelt, als Südkorea noch unter japanischer Besatzung stand. Um eine junge, reiche Erbin namens Hideko (Kim Min-hee) um ihr Vermögen zu erleichtern, versucht Trickbetrügerin Sook-hee (Kim Tae-ri), sie zu einer Heirat mit dem vermeintlichen Grafen und partner in crime Fujiwara (Ha Jung-woo) zu bewegen. In drei Kapiteln wird das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und mit spektakulären Wendungen beleuchtet. Allmählich fügen sich die Abschnitte zusammen, was uns Zuschauer:innen nach und nach die tatsächliche Geschichte eröffnet. Das Setdesign lädt uns bereits zum Rewatchen ein, um mit den Figuren abermals durch die malerischen japanischen Gärten zu wandeln. Für Thriller-Liebhaber:innen ein Muss! 

Weitere Empfehlungen

Joint Security Area (Park Chan-Wook)

Memories of Murder (Bong Joon-Ho)

Burning (Lee Chang-dong)

Stoker (Park Chan-Wook)

Snowpiercer (Bong Joon-Ho)

A Hard Day (Kim Seong-hun)

Okja (Bong Joon-Ho)

The Little Drummer Girl (Executive Producer Park Chan-Wook)

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