Listenlust: 6 Lektürevorschläge für den Post-Impfungs-Hänger
Geimpft, gebettet, gelesen. In dieser Liste erfahrt ihr, welche Bücher trotz Erschöpfung nach der Corona-Schutzimpfung Spaß machen.
Die erste oder zweite Corona-Schutzimpfung ist im Arm und der Rest des Tages damit oftmals gelaufen. Während unser Körper auf Hochtouren sein Immunsystem aufbaut, fühlen wir uns meist mindestens müde und leicht benebelt. Es mangelt an der nötigen Konzentrationsfähigkeit, um den angefangenen Essayband oder den komplexen Generationenroman vom Nachttisch weiterzulesen. Genau der richtige Zeitpunkt, um eines dieser sechs Bücher aufzuschlagen:
Kosmetik des Bösen von Amélie Nothomb
Der Text des Romans Kosmetik des Bösen besteht nahezu vollständig aus direkter Rede. Das mag der Grund sein, weshalb er sich so glatt herunterlesen lässt. Es fällt geradezu leicht, völlig in der Unterhaltung des Geschäftsreisenden Jérôme Angust mit dem aufdringlichen Fremden Textor Texel im Wartebereich des Flughafens zu versinken. Trotz der Abblockungsversuche des Protagonisten vertieft sich Textor Texel in die detaillierte Schilderung seines Lebens und seiner Grausamkeiten. Pointiert erzählt Amélie Nothomb eine Geschichte von Boshaftigkeit, die ihre Leser:innen mühelos aus der eigenen Gegenwart zu entführen vermag.
Old Possums Katzenbuch von T. S. Eliot
Die literarische Vorlage zu Andrew Lloyd Webbers Musical „Cats“ ist die ideale Unterhaltung für zwischendurch. Die faulen, dreisten, gewitzten und flinken Katzen, die T. S. Eliot in Versform in Old Possums Katzenbuch entwirft, werden nicht nur dank der Illustrationen von Edward Gorey vor dem inneren Auge lebendig. Indem die Texte nebeneinander in deutscher und englischer Sprache abgedruckt sind, bietet das Buch den vollen Genuss der Sprachmelodie und des Witzes des Originals, gleichzeitig jedoch die Möglichkeit, bei etwaigen Verständnisschwierigkeiten zur Übersetzung hinüber zu linsen.
Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär von Walter Moers
Trotz seines Umfangs von rund 700 Seiten erfordert das erste Buch in Walter Moers´ Reihe um den Kontinent Zamonien nicht, komplexen Zusammenhängen zu folgen. In einfachem Sprachstil wird eine fantastische Welt entworfen, in der Käpt’n Blaubär ein Abenteuer nach dem anderen erlebt. Obwohl es im ersten Moment so klingen mag, ist Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär kein Kinderbuch. Zwar hat der Autor seine beliebte Figur aus dem Kinderfernsehn als Protagonisten gewählt, doch die Geschichte setzt vor seiner Zeit als Lügengeschichten-erzählender Buntbären-Opa an. Im Roman berichtet der Blaubär von den unglaublichen ersten 13 ½ seiner 27 Leben.
Poesie und Pandemie von Safiye Can
Gedichte sind immer eine gute Idee, um den Literaturhunger häppchenweise zu stillen, ohne sich dabei auf längere Textpassagen konzentrieren zu müssen. Wer nach der Impfung bereit ist, das vergangene Corona-Jahr Revue passieren zu lassen, findet mit Poesie und Pandemie, dem neuen Gedichtband von Safiye Can, die passende Lektüre. Der längste Text im Band ist das zweiteilige und titelgebende Gedicht am Ende, doch auch in den vorherigen Gedichten nimmt die Lyrikerin teilweise auf Quarantäne und Pandemie Bezug. Thematisch bewegen sich alle Gedichte auf aktueller politischer Ebene; neben der Pandemie berührt der Band Themen wie Rassismus, Diskriminierung von Frauen, Gleichberechtigung und Klimakrise. Ein besonderes Highlight sind die aus Zeitungsschnipseln collagierten Gedichte im Kapitel „Windlicht für dunkle Tage“.
Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
Unpassende Momente, um die berühmte Erzählung vom kleinen Prinzen zu lesen, gibt es eigentlich nicht. Trotzdem entfaltet das Büchlein eine besondere Wirkung, wenn es in Zeiten der Schwäche Geborgenheit spenden darf. Der Erzähler der Geschichte, ein gestrandeter Pilot, gibt die Weisheiten des kleinen Prinzen, der auf seinen Heimatplaneten zurückkehren möchte, direkt an die Lesenden weiter. Und je nach Lebenslage, in der Der kleine Prinz gelesen wird, unterscheiden sich die persönlichen Erkenntnisse aus dem Text. Wieso also nicht herausfinden, was Antoine de Saint-Exupérys beliebtestes Werk uns in der Erholungsphase nach der Corona-Schutzimpfung mitzugeben hat?
Lost in Translation: Unübersetzbare Wörter aus der ganzen Welt von Ella Frances Sanders
Wenn ganze Sätze zu viel für den müden Kopf sind, lohnt es sich, Lost in Translation zur Hand zu nehmen. Das Buch von Ella Frances Sanders sammelt Wörter aus unterschiedlichen Sprachen, für die es kein anderssprachiges Äquivalent gibt. Beim Durchblättern inspirieren bewegende Bedeutungen und liebevolle Illustrationen und die Gedanken an andere Länder wecken das Fernweh. Amüsant ist auch, herauszufinden, welche deutschen Wörter es ins Buch geschafft haben – wer hätte gedacht, dass eine präzise Bezeichnung wie „Kabelsalat“ in anderen Sprachen lang umschrieben werden muss?