I’m Nora Ephron, Bitch!
Nora Ephron ist die Drehbuchkönigin der romantischen Komödien. Filme wie e-m@il für Dich, Schlaflos in Seattle und Harry und Sally gehören bis heute zu den bekanntesten und beliebtesten Filmen in dem Genre. Seit ich von der Existenz von Nora Ephron weiß, ist mir bewusst geworden, dass es keine Geschmacksfrage ist, ihre Filme und Texte zu mögen, sondern vielmehr eine Ästhetik.
„I’m Nora Ephron, Bitch!”, als ich diese Worte zum ersten Mal in der Serie The Bold Type gehört habe, wusste ich überhaupt nicht, wer das eigentlich sein soll. In der Serie hat Sutton Bradey endlich ihren Traumjob ergattert, merkt jedoch, dass sie sich mit dem geringen Lohn, ein Leben in New York nicht leisten könnte. Deshalb traut sie sich, für sich einzustehen, und fordert ein höheres Gehalt, welches sie (Spoiler Alert) letztendlich auch bekommt. Als sie ihren Freundinnen davon erzählt, ruft sie euphorisch „I’m Nora Ephron, Bitch!”. Okay, dachte ich mir, offensichtlich ist Nora Ephron eine Person, die man gerne wäre.
Nach dieser Erkenntnis fing ich an, einige ihrer Texte zu lesen und fühlte mich von ihrem Humor sofort angesprochen. Der Hintergrund zu Suttons Aussage ist übrigens, dass Ephron ihren Job bei Newsweek aufgegeben hat, weil es ihr als Frau nicht erlaubt war, zu schreiben. Abgesehen davon ging sie gerichtlich wegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gegen Newsweek vor und begann so einen Kampf, den sie nicht hätte kämpfen müssen, um den Weg für nachfolgende Journalist:innen zu erleichtern.
Zugegebenermaßen kann man einige ihrer Ansichten zum Thema Körper und Beauty durchaus kritisieren, trotzdem konnte ich viel aus ihren Erfahrungen ziehen. Bei meiner Recherche merkte ich auch, dass sie die Drehbücher für einige der bekanntesten romantischen Komödien geschrieben hat (die dargestellten Liebesgeschichten sind nach heutiger Sicht nicht unbedingt erstrebenswert, aber sie erfüllen alle Kriterien, die eine romantische Komödie eben haben muss). Als ich mir ihre Filme angesehen habe, fiel mir eins auf (abgesehen davon, dass sie Meg Ryan sehr zu mögen scheint). Sie zeichnet einen Typus Frau, der viele, insbesondere Menschen, die in einem eher kreativen Feld arbeiten und vom Wesen her romantisch, manchmal romantischer als ihnen guttut, veranlagt sind, anspricht. Die, die sich mit einem Buch auf eine Bank setzen und es irgendwie schick finden. Damit will ich nicht sagen, dass man nicht einfach auch mal authentisch auf einer Bank sitzen könnte, um zu lesen. Vielleicht kann man eher sagen, Menschen, die Nora Ephron gut finden, sind Menschen, die in ihrem Kopf oft so tun, als wären sie die Protagonist:innen in einem Film. Die Menschen, für die fast alles eine bestimmte Ästhetik haben muss. Das sind die Menschen, die ihre Pinterestpinnwände pflegen und nach einem Film alle Outfits der Hauptfigur nachstellen wollen.
Es gibt Shirts, Mützen, Tassen und Poster, auf denen „A film by Nora Ephron” steht. Diese Art von Merchandise-Artikeln kennt man eigentlich eher von Harry Styles und Taylor Swift oder von irgendwelchen Fandoms, wie Harry Potter oder Star Wars, aber selten bis nie von Drehbuchautorinnen bzw. Journalistinnen. Rund um Nora Ephron gibt es eine Gruppe von Menschen, die sie verehren, als wäre sie ein Popstar. Wahrscheinlich weil sie mit ihren Filmen und Texten, etwas spiegelt, was viele ihrer Verehrer:innen begehren: einen kreativen Job, New York im Herbst, eine wunderschöne Wohnung, trotz Geldknappheit, eine Liebesgeschichte, die das Herz berührt. Ich bin nicht 100% mit allem einverstanden, was Nora Ephron jemals geäußert oder getan hat, aber über welche Person kann man sowas schon sagen? Eine coole Frau war sie auf jeden Fall.