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Furchtlose Frauen unter freiem Himmel

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Der Essener Grugapark einmal anders: Inmitten der Blumenbeete stehen 17 Bilder beeindruckender Frauen wie Anne Frank oder Iris Apfel. Die Porträts sind Teil der Open Air-Ausstellung „Fearless Women“ des Künstlers Oliver Schäfer anlässlich des 110. Internationalen Frauentages.

Queen Elizabeth II., Michelle Obama, Lady Gaga oder Greta Thunberg. Aber auch historisch bedeutsame Frauen, die aufgrund ihres kulturellen oder religiösen Hintergrunds zu Opfern geworden sind, finden Platz in Oliver Schäfers Ausstellung. So bildet er auch Sophie Scholl, die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai oder die durch einen Säureangriff entstellte Iranerin Marzieh Ebrahimi ab. All diese Frauen haben etwas gemeinsam – sie bewegen mit ihrer Persönlichkeit die Weltgeschichte, inspirieren die Gesellschaft, für ihre Mitmenschen einzustehen und schrecken dabei vor Widerstand nicht zurück. Mit ihrem Handeln machen sie vor allem vielen Frauen Mut, für ihre Rechte zu kämpfen.

Männliche Dominanz als Ausgangspunkt

Die Idee, sich auf die Porträtierung weiblicher Persönlichkeiten zu konzentrieren, entstanden bei Schäfer im Jahr 2016. Zu dieser Zeit wollte er das Handwerk des Porträtierens erlernen und seine Fähigkeiten verbessern. Dabei stand er aber vor einem Hindernis: „Nach kurzer Zeit wurde es sehr langweilig, denn diese Modelle sehen immer perfekt aus. Sie haben keine Falten oder Schatten im Gesicht, ihre Gesichter erzählen keine Geschichte und seltsamerweise haben viele von ihnen sogar die gleiche Nase“, lacht er. Zudem fiel dem Studenten auf, dass Künstler:innen für die Darstellung von einflussreichen Personen ausschließlich Männer wählten. Vor dem Hintergrund der Wahlen in Amerika und vieler Negativschlagzeilen über Putin, Kim Jong-Un und Erdogan beschloss er, die Personen in den Vordergrund zu rücken, die Hoffnung geben. Sein Ziel sei es, diesen Frauen eine Stimme zu geben: „So viele Menschen kennen diese Frauen, ihre Gesichter oder ihre Geschichten nicht.“

Mehr als nur ein hübsches Gesicht

Zu Beginn zeichnet der Künstler das Gesicht vor, um Feinheiten herauszustellen. Die größte Herausforderung bestehe für Schäfer darin, die Frauen nicht nur auf ihr Äußeres zu reduzieren, sondern die Persönlichkeit der jeweiligen Frau malerisch darzustellen: „Ich möchte ja nicht einfach nur eine Frau bzw. die Hülle dieser Person malen.“ Deshalb schreibe er immer ein Zitat der jeweiligen Person in ihrer Muttersprache auf die Leinwand. Dieses Zitat übermalt er, bis hinterher nur noch einige Wortfetzen oder Buchstaben zu erkennen sind. „Das hat den Effekt, dass man das Zitat nicht mehr lesen kann und sich der Betrachter vielleicht fragt und wundert, was dort stehen könnte. Was könnte diese Frau gesagt haben?“ Im Rahmen der Ausstellung wird es den Besucher:innen im Grugapark leicht gemacht: Die Zitate sind auch auf den Erklärungstafeln, die die Journalistin Diana Ringelsiep verfasst hat, abgedruckt.

Der 27-jährige hat auch schon weitere Porträts in Planung. Noch während der Ausstellungszeit im Frühjahr hat er Nummer 18 fertiggestellt: ein Porträt von Breonna Taylor, einer Schwarzen Amerikanerin, die letztes Jahr von Polizisten erschossen wurde und deshalb mit George Floyd zu einem Gesicht der Black-Lives-Matter-Bewegung geworden ist. „Sie repräsentiert den strukturellen Rassismus in unseren Gesellschaften“, so Schäfer. Auch Nummer 19, ein Porträt von Ruth Bader Ginsburg ist bereits fertig. Aktuell arbeitet er an Nummer 20, einem Porträt von Prinzessin Diana, für das der Künstler in den sozialen Medien schon viel Zuspruch erhalten hat.

„Es gibt so viele tolle, starke und furchtlose Frauen da draußen, dass mir auf jeden Fall nicht langweilig wird.“

Als Unterstützung dienen Schäfer auch Videoaufnahmen. Während er ein Interview der jeweiligen Frau hört, verfeinert er die Arbeit am Porträt. Wer nun genauso neugierig auf die Entstehung der Werke ist, wie ich gewesen bin, der sollte auf dem Instagramkanal des Künstlers vorbeischauen. Auf @olisinst können alle Interessierten einen Blick hinter die Kulissen werfen und mehr über den kreativen Kopf hinter dem Projekt erfahren.

Porträt Greta Thunberg Lady Gaga Marylin Monroe
Oliver Schäfers Porträts im Grugpark zeigen unter anderem Lady Gaga, Meryl Streep, Greta Thunberg und Marylin Monroe. [Bildquelle: © Oliver Schäfer]

Den ganzen Sommer „Fearless Women“

Warum Schäfer ausgerechnet den Grugapark als Ausstellungsort gewählt hat? Der Grund waren nicht nur die Pandemie und seine Leidenschaft für Gärten: „Die Bilder stehen jetzt in den Blumenbeeten und dadurch entsteht ein Gesamtkunstwerk. Ausstellungsraum und Ausstellungsstücke ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. Der Ausstellungsraum ist aktiv und unterstützt damit den Aktivismus der Frauen, die ich gemalt habe.“ Noch bis Saisonende kann man sich die künstlerischen Werke von Schäfer angucken und etwas über bedeutende weibliche Persönlichkeiten aus aller Welt lernen. Die Ausstellung ist kostenlos, einzig der Parkeintritt muss bezahlt werden (hier geht’s zur Homepage des Grugaparks).

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