Film, reingezogen

Die Oscar-Fails

Instagram
Twitter
Visit Us
Follow Me
Follow by Email

Wie jedes Jahr habe ich sehnsüchtig auf das wichtigste Filmevent des Jahres gewartet: die Oscars. Dieses Jahr war pandemiebedingt alles ein wenig anders – zu erwarten, aber doch ein wenig enttäuschend. Wie die 93. Verleihung abgelaufen ist und was es bereits für Pannen in den Vorjahren gab, erfahrt ihr hier.

Vom 25. auf den 26. April habe ich mit Snacks und Mitbewohner:innen bewaffnet die Nacht durchgemacht und die Oscars per Livestream geschaut. Die Verleihung fand in der Union Station in Los Angeles statt, einem Bahnhofsgebäude mit altmodischem Interieur und Sitzecken mit Tischen für die Stars. Das Dolby Theatre in Hollywood, was seit 2002 Schauplatz der Oscars war und eigens dafür errichtet wurde, spielte diesmal nur eine Nebenrolle. Einige „Presenter“, wie die Moderator:innen der einzelnen Kategorien genannt werden, verkündeten die Gewinner:innen vom prunkvollen, leeren Theatersaal aus, was per Video in die Union Station übertragen wurde. Der Bahnhof wirkte dagegen umso prachtloser.

Bereits der rote Teppich war unspektakulärer als sonst. Von Interviewpartner:in zu Interviewpartner:in herrschte gähnende Leere und niemand musste die Stars anschreien, zu ihnen zu kommen. Bezeichnend für diese träge Stimmung war das Interview des ProSieben-Moderators Steven Gätjen mit der 73 Jahre alten südkoreanischen Schauspielerin Youn Yuh-jung (Gewinnerin der Kategorie Beste Nebendarstellerin für den Film Minari), die mitten in ihrer Antwort zugab, die Frage vergessen zu haben. Ob dieser schleppende Auftakt der Veranstaltung Auslöser dafür war, dass die Einschaltquoten unterirdisch waren oder doch die fehlenden Fashion-Fauxpas oder die Tatsache, dass man die nominierten Filme nicht im Kino schauen konnte,  weiß man nicht. Rund 60 Prozent weniger Zuschauer:innen als im bereits eh schon schwachen Vorjahr verschlug es in die Glanz und Glamour Welt . Während es die Oscars im Jahr 2014 noch auf 43,7 Millionen Zuschauer:innen schafften, waren es 2021 nur noch 9,8 Millionen, twitterte die Wirtschaftsnachrichtenseite Morning Brew.

And the Oscar for Best Actor goes to….

Anthony Hopkins (The Father)! Doch wo ist der eigentlich? Der 83-jährige liegt während der Verkündung schlafend in seinem Bett in Wales. Aufgrund der Pandemie und seines Alters hatte sich der Schauspieler dagegen entschieden, zu kommen. Er wollte per Zoom dabei sein, doch das erlaubten die Veranstalter nicht. Denn es herrschte eine strikte No-Zoom-Regel. Man wollte schlechte Bilder übers Internet vermeiden, um die Kontrolle über die Live-Sendung zu behalten. Ärgerlich dabei: Die Verkündung von Hopkins war die letzte des Abends. Langeweile hin oder her, in dem Punkt waren sich die Zuschauer:innen einig: Das abrupte Ende ohne Dankesrede war misslungen. Nicht nur, dass der verstorbene Chadwick Boseman für seine Rolle in Ma Rainey’s Black Bottom als absoluter Favorit auf den Goldjungen galt, auch die Reihenfolge der Verkündung wurde geändert. So wartete man nicht mehr auf die größte und spannendste Nominierung des Abends, den Besten Film, sondern musste sich danach noch für die Kategorien Beste Hauptdarstellerin und Bester Hauptdarsteller wachhalten. Als der Film Nomadland als Best Picture gekürt wurde, wollte ich also bereits abschalten. Meine Verwirrung darüber, dass ich bereits vergessen haben sollte, wer bester Hauptdarsteller und beste Hauptdarstellerin geworden ist, ließ mich zum Glück noch die nächste Werbung abwarten.

Hoffentlich muss das prächtige Dolby Theatre nächstes Jahr bei der Verleihung nicht wieder leer stehen. [Symbolfoto: CC0 pixabay]

Pannen der vergangen Oscar-Jahre

Bereits 1971 blieb ein Schauspieler bei seiner Verkündung als Best Actor im Bett. Diesmal jedoch vorsätzlich. George C. Scott lehnte es ab, seinen Oscar für seine Rolle im Film Patton – Rebell in Uniform entgegenzunehmen: Der Oscar sei „bedeutungslos“, die Verleihung eine würdelose „Fleischbeschau“, sagte er schon vor der Verleihung. Die Nominierung wurde jedoch nicht von der Academy zurückgezogen und der Preis schließlich stellvertretend vom Produzenten des Films entgegengenommen.

1973 lehnte Marlon Brando seinen Oscar als Bester Hauptdarsteller für den Film Der Pate ab, um damit ein politisches Statement zu setzen. Er schickte die Apachin Sacheen Littlefeather auf die Bühne, aus Protest gegen den diskriminierenden Umgang der US-Filmindustrie mit den amerikanischen Ureinwohnern. 2003 zog der Regisseur Michael Moore in seiner Dankesrede mit einer politischen Botschaft nach: „Shame on you, Mr. Bush!“, feuerte er gegen den Irak-Krieg und den damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Seitdem sollen die Oscars mit zehn Sekunden Verzögerung übertragen werden.

Und wer erinnert sich nicht mehr an den legendären Treppenfall von Schauspielerin Jennifer Lawrence, als sie zur Auszeichnung als beste Schauspielerin in Silver Linings im Jahr 2013 die Treppe zur Bühne hochstolperte? „Ihr steht nur auf, weil ihr euch schlecht fühlt, dass ich gestürzt bin. Das ist wirklich peinlich“, scherzte sie am Redner:innenpult. Lawrence ist zwar bekannt für ihre Tollpatschigkeit, doch hier war vor allem eins der Auslöser: Alkohol. Denn die Schauspielerin war gerade 21 geworden und nicht ohne Weinglas vor der Kamera zu sehen.

Der wohl bekannteste Fail bei den Oscars bleibt jedoch immer noch die Siegerehrung des besten Films im Jahr 2017: Die Presenter Warren Beatty und Faye Dunaway lasen den falschen Gewinner vor. Sie verkündeten La La Land als Sieger, während diese Ehre eigentlich dem Film Moonlight gebührte. Grund dafür war ein falscher Umschlag. Auf diesem stand nämlich noch die Siegerin Emma Stone als beste Hauptdarstellerin für den Film La La Land. Alle Beteiligten versammelten sich auf der Bühne, als ihnen der Preis wieder entrissen werden musste. Damit hinter den Kulissen niemand mehr abgelenkt ist und den falschen Umschlag aushändigt, sind Handys seitdem Backstage verboten.

Instagram
Twitter
Visit Us
Follow Me
Follow by Email