aufgeschrieben, Schreibecke

Die Emanzipation der Frau in allen Lebenslagen

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Ich stehe in Tokyo vor einem Stromkasten. Darauf ein Schild, das ein Figürchen im Profil abbildet, aus der Körpermitte führt eine gestrichelte Linie im Bogen auf den Grund. Die Figur ist von einem Kreis umringt und durchgestrichen. Darüber steht „standing piss prohibition“. 

Als emanzipierte Frau des 21. Jahrhunderts fühle auch ich mich angesprochen. Das Figürchen auf dem Schild scheint aufgrund der Umrisse zwar männlich zu sein, aber heutzutage können Frauen längst auch im Stehen pinkeln. Ich kann meine Urinella an genau dieser Stelle zücken und mein Revier markieren. Deshalb wurde auf dem Schild direkt neben dem pinkelnden Mann, das auf die nächste Toilette verweisen soll, bestimmt auch eine Frau abgebildet. Es soll zeigen, dass auch das weibliche Geschlecht hier nicht im Stehen urinieren darf.

In Wirklichkeit müsste das pinkelnde Figürchen wohl eher eine Frau sein und die Männer netterweise auf dem zweiten Schild miterwähnt werden – denn wer hat’s erfunden? Schon Herodot hat zu seiner Zeit wohl beobachtet, wie ägyptische Frauen im Stehen urinieren, während die Männer saßen. Nur die etablierten Geschlechterrollen zwangen uns Frauen später in die Knie. Aber genau diese Vorstellung kann an diesem Stromkasten nun zum Verhängnis für die Behörden werden: während das Pinkeln im Stehen verboten ist, ist vom Hocken nicht die Rede. Wir Frauen können also das Beste aus unserer Rolle machen und das Schild geflissentlich übersehen.

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